„Haus Gundel“ Mini-Komplett-Haus
Wettbewerbe + ausgeführte Projekte – Klein ist groß – Erweiterung eines Ferienhauses in Schinkel
Eine Aufgabe wie aus den Anfängen des Architekturstudiums: ein Haus für eine Person entwerfen, die sich beim Wohnen auf das absolut Notwendige beschränken will und auf die meisten Dinge, die uns täglich im Haus und in der Wohnung umgeben, ganz einfach verzichtet. Der Ort und seine Region sind bekannt für den ökologischen Anspruch vieler Bewohner, die nicht nur auf gesunde Ernährung achten, sondern auch die Baustoffe für ihre Häuser kritisch auswählen. Als Bauplatz für das Kleinsthaus auf wenig mehr als dreißig Quadratmetern Grundfläche, das eigentlich ein Anbau an die romantisierende Replik eines Geräteschuppens ist, der ebenfalls bewohnt wird, stand eine Obstwiese zur Verfügung, inmitten eines bunt gemischten Ensembles aus ländlichen Häusern aus den letzten 200 Jahren, kaum gegliedert in ihrer Anordnung und Orientierung, aber eine Mitte und vor allem eine besondere Atmosphäre bildend.
Bauherrin und Architekten entschieden sich für ein Konstrastprogramm zur idyllischen Szenerie und damit gegen die Gemütlichkeit alter und neuer Biotope. Das freistehende, nur durch einen offenen, überdachten Gang mit dem Altbau verbundene, eineinhalbgeschossige Pultdachhaus in Holztafelbauweise ist sofort als moderne Einsiedelei zu erkennen.
Es springt so weit aus dem Nordschatten des Altbaus hervor, dass es durch eine feststehende, bis zum Fußboden geführte Übereckverglasung von Osten und Süden taghell belichtet wird. Dieses Motiv findet oben, am Ende einer eingehängten Galerie, seine kleinere Entsprechung für den West- und Nordblick. Der haushoch offene, weiße und quadratische Zentralraum wird durch eine Holztreppe, unter der sich die Küche befindet, und durch die Holzbrüstung der Galerie gegliedert. Schiebetüren aus Mattglas schließen links und rechts von einer Wandschotte Bad und WC ab, lassen aber das Licht hindurch. Im Kontrast zu dieser sachlichen Aufgeräumtheit eines überraschend groß wirkenden Raumes steht die Fassade des Hauses: Im Wechsel hell und dunkel gestrichene Holzfaserplatten schichten es horizontal und nehmen ihm Höhe, leuchtend rote Schiebeelemente vor Fenstern mit gelben Holzrahmen sorgen für wechselnde Ansichten, sogar durch das Lochmuster ihrer Tafeln hindurch.
Die Konsequenz, mit der hier alle üblichen Funktionen eines Hauses minimiert und auf kleinster Fläche neu angeordnet wurden, ist verblüffend. Dass diese Absicht nicht in eine tiefernste Form gezwungen wurde, ist schön.